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Foto: Donjuanismus und Paartherapie – Wenn Mann nur verführen und erobern will …

Donjuanismus und Paartherapie – Wenn Mann nur verführen und erobern will …

Donjuanismus und Paartherapie – Wenn Mann nur verführen und erobern will …

Donjuanismus und Paartherapie – Wenn Mann nur verführen will …: Donjuanismus beschreibt ein gleichsam erotisiertes Begehren eines Mannes, der Gefallen am Verführen und Erobern hat, sich aber mit dem eigentlichen Sex und mit dem Aufbau einer Paar- und Sexualbeziehung schwer tut. Das Interesse gilt sozusagen dem Jagen und Verführen, nicht aber einem kontinuierlichen Bindungsgeschehen oder einem Sexualleben aus einem Liebesgefühl heraus. Manche Männer haben dabei vielleicht nicht einmal Lust auf den eigentlichen sexuellen Akt mit der verführten Person, beklagen also einen Interesseverlust und Abfall sexueller Spannung vor dem Sex mit der*dem Eroberten. Wo im Kontinuum zwischen Verführen und dann auch Sexhaben der Interesseverlust angesiedelt ist, mag variieren. Donjuanismus wird aber auch als ein Begriff für ein allgemein gesteigertes sexuelles Wollen (Sexhabenwollen) des Mannes gebraucht. Dann wird keine Einschränkung auf das Verführenwollen begrifflich mitgemeint.

Ein weibliches „Pendant“ – eher ein allgemein gesteigertes Verlangen nach penetrativem Sex mit einem Mann – wurde früher mit dem ebenfalls überholten Begriff „Nymphomanie“ beschrieben.

Überholter Begriff – Figur des Donjuan

Wenngleich der Begriff Donjuanismus als überholt gelten mag, nimmt er doch treffend auf jene vielleicht „historische“, musikalisch-literarische Gestalt eines verführenden Prinzen Bezug, von dem man sich seiner Frauengeschichten wegen erzählt(e) und dem man eine Oper zueignet.

Psychischer Leidensdruck und soziale Folgen

Eine wichtige Frage ist wohl, ob für Betroffene und wie oben beschrieben Handelnde ein psychischer Leidensdruck gegeben ist. Vielleicht besteht dieser auch nur indirekt. Denn Beziehungspartner*innen oder situativ bei Dates Verführte bleiben vielleicht unzufrieden und enttäuscht zurück. Vielleicht leiden sie auch psychisch an dem Verhalten des Verführenden. Oder sie erleben etwaigen sozialen Folgen, wie etwa ein Scheitern einer Beziehung.

Thema in Paartherapien

Das Thema mag nicht zuletzt in Paartherapien zur Sprache kommen, wenn mindestens ein*e Partner*in unter dem Verführungs- und Eroberungsverhalten leidet und etwa den Fortbestand einer Beziehung infrage stellt. Partner*innen fragen sich oder einander vielleicht: Welche emotionalen Bedürfnisse, anders gewendet, welche „guten Gründe“ für das gezeigte Sexualverhalten gibt es? Besteht gleichsam ein hypersexuell-dranghafter Impuls, Trieb oder Zwang, so zu handeln? Gibt es eine Veränderungsbereitschaft betreffender Personen? Möchte eine betroffene Person sich, die eigene Sexualität, eine Beziehung und ein partnerschaftliches Sexualleben reflektieren? Insofern Sexualität nicht zuletzt – einfach gesprochen – auch mit Beziehung zu tun hat, erklärt sich, dass Paare auch dieses Thema und für sie relevante Themen von sich aus in einer Paartherapie (Paarberatung, Eheberatung) ansprechen.

Was eine Paartherapie anbelangt, ist vielleicht auch ein Thema und eine Frage beider Partner*innen, inwiefern man als Paar seine Bindung und Beziehung aufrecht erhalten will. Denn ein von beiden Partner*innen miteinander gewollt gelebtes Sexualeben bleibt ja gegebenenfalls aus. Immerhin zeigt oder erlebt ja vielleicht ein*e Partner*in ein sexuelles Desinteresse am Partnerschaftssex. Erotisiert sind ja gleichsam nur (oder eher) das Verführen und das Erobern. Ein sexuelles Begehren aus Liebe heraus, in einer auch über eine sexuelle Intimität aufgebauten Beziehung, ist eingeschränkt oder fehlt. Es stellen sich für Betroffene vielleicht weitergehende Fragen. Etwa, ob ein Wunsch, im Außerhalb der Beziehung zu Verführen und zu Erobern, bereits (heimlich) nachgegangen wird. Und zum Beispiel auch, ob der Fokus sich auf das Verführen richtet (einschränkt) oder ein allgemein und weniger fokussiertes aber dennoch gesteigertes Sexualverlangen darstellt.

Immer abzuklären ist, mittels externer ärztlicher Untersuchung, ob organische oder substanzinduzierte Ursachen, für ein bestimmtes Sexualverhalten vorliegen und einer ärztlichen Behandlung bedürfen. Abzuklären ist auch, ob das gezeigte Verhalten im Sexuellen, mit einer primär zu behandelnden psychischen Störung assoziiert wird. In der ICD-10 im Kapitel V (F) gibt es zudem eine eigenständige und geschlechtsunspezifische Diagnose über „Gesteigertes sexuelles Verlangen“ als psychogener Sexualfunktionsstörung. Verschiedene und hier nicht erwähnte Vorbedingungen und Kriterien sind für die Vergabe einer sowie dieser Diagnose Voraussetzung.

Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Abklärung und Behandlung sowie keine Psychotherapie. Er kann und soll nicht zu selbstdiagnostischen Zwecken genutzt werden. Klären Sie ärztlich oder bei einer*einem Psychotherapeut*in ab, ob ein Behandlungsbedarf besteht.  

Externer Link: Wikipedia-Artikel über Donjuan

Ferdinand Krieg, Paar- und Sexualberater, Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, arbeitet in Berlin in Paartherapie und Sexualberatung. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) und in Sexualtherapie (DGfS) weitergebildet. Berufsbegleitend befindet er sich derzeit im Masterstudium „Sexologie – Sexualberatung und sexuelle Gesundheit“ an der Hochschule Merseburg. 

Ferdinand Krieg

Dipl.-Theologe | Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie
Weiterbildungen in Systemischer Therapie und Beratung: Systemischer Paartherapeut (SIH) | Systemischer Therapeut und Berater (SG) | Sexualtherapie (DGfS).

Prenzlauer Promenade 190, 13189 Berlin
Telefon (mobil) +49-1577-5337371
E-Mail: kontakt@einzelundpaartherapie.de