Negative Bindungs- und Beziehungserfahrungen als Thema in der Paartherapie
Negative Bindungs- und Beziehungserfahrungen als Thema in der Paartherapie
Negative Bindung- und Beziehungserfahrungen als Thema in der Paartherapie: In einer Paartherapie sprechen Partner*innen manchmal mehr als ein Kommunikationsproblem an. Sie berichten zum Beispiel auch individuelle und biografisch bedingte Herausforderungen und dass sie diese in Beziehungen erinnern, neu und wieder erleben (emotional, gedanklich) und dass dies das Beziehungsgeschehen beeinflusst.
Sie berichten aber auch von einem umgekehrten Weg. Aufgrund einer bestimmten Beziehungssituation werden im Erleben einzelner oder beider Partner*innen sozusagen Erinnerungen an angenehme oder unangenehme Erfahrungen aktualisiert.
Anders gesprochen: Im Erleben einzelner oder beider Partner*innen wird in einer Paarbeziehung Vergangenheit vergegenwärtigt, bzw. eine bestimmte Gegenwart in einer Paarbeziehung führt in die Vergangenheit.
Strategien und Notbehelfe in bedrohlichen Beziehungssituationen
Menschen berichten auch von negativen und unangenehmen Vorerfahrungen in anderen Beziehungen und abträglichem Bindungserleben in der Kindheit: etwa von mangelnder Fürsorge durch die Mutter, von Vernachlässigung und von Gewalterfahungen etc. Sie haben, so berichten sie, notgedrungen Strategien, sozusagen Notbehelfe, im Umgang mit herausfordernden Beziehungssituationen erlernt. In vergleichbaren Situationen, in denen sie sich gleichsam getriggert fühlen, eine – tatsächliche oder vermeintliche, jedenfalls erlebte – Bedrohungslage besteht, reagieren sie, diese Strategien anwendend.
Fühlen wir uns Menschen bedroht, reagieren wir mit Gegenangriff, Flucht oder Einfrieren. Letzteres geschieht etwa, wenn wir uns weder verteidigen noch flüchten können. Dass gilt auch in Beziehungen, in denen uns die gegenwärtige Situation vielleicht an frühere und ungute Bindungen erinnert. Derart in einer Bedrohungslage befindlich, folgt die Strategie, das Muster, der Notbehelf.
Gepäck aus früheren Erfahrungen?
Partner*innen fragen sich vielleicht, ob etwa heftige emotionale Reaktionen, eine starke sympathische Aktivierung und psychovegetative Erregung der Situation angemessen sind. Ist das nur, wie wir uns streiten? Man fragt einander dann, ob nicht etwa sozusagen Gepäck etwa aus Kindheit und Jugend, aus der weiteren Biografie und aus früheren Beziehungen stammen. Ist das aus der Paardynamik allein zu erklären, oder spielen frühere Negativerfahrungen mit hinein? Eine wichtige Frage ist dann auch, ob Partner*innen dieses Gepäck bereits angeschaut haben, etwa in einer Psychotherapie. Zudem ist die Frage erlaubt, was für einzelne und beide Partner*innen ein guter – auch gemeinsamer – Umgang mit diesem Gepäck ist.
Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Abklärung und Behandlung. Er ersetzt auch keine Psychotherapie. Zu einer Art von „Selbsdiagnose“ soll er nicht verwendet werden.