Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft
Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft
Kommunikation in der Partnerschaft – Wenn Partner*innen aneinander vorbeireden, sind viele Gründe dafür denkbar. Manches ist so von einem oder beiden Partner*innen auch gewollt, anderes nicht. In diesem kurzen Beitrag möchte ich eine Auswahl an Gründen für ein Aneinandervorbeireden oder Kommunikationsprobleme bei Paaren vorstellen. Die Liste ist nicht vollständig und es ist ok, wenn man es anders sieht.
Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft – Ich habe noch etwas zu sagen
Vielleicht ist, erstens, das Verstehen gar nicht intendiert. Man kommuniziert sozusagen, um Friktion zu erleben. Es geht darum, überhaupt laut zu sein und nicht sang und klanglos unterzugehen, etwa in einem gefühlt existentiell bedrohlichen Machtkampf. Weniger der Inhalt des Gesagten, sondern eher das Sagen, oder das Auftreten als Gegenpol ist entscheidend. Ich erlebe mich und möchte, dass mein*e Partner*in es ebenso erlebt, als Sagende*r. Ich habe noch etwas zu sagen und verstumme nicht im Konflikt.
Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft – Ich teste dich
Ein anderer denkbarer Grund für Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft ist auch, eine Art Test. Ich möchte mich erleben, mit viel Gefühl und Emotion. Und ich will erleben, prüfen, sehen, erfahren und testen, ob mein*e Partner*in darauf emotional reagiert. Dies könnte zum beispiel ein sehr kostspieliger Versuch sein, das emotionale Commitment, eine emotionale Authentizität des*der Partner*in zu überprüfen. Reagiert diese*r emotional auf gezeigte Gefühle und emotionales Argumentieren, wird dies als ein Hinweis gewertet, dass noch Gefühle im Spiel sind. Es lässt also nicht kalt. Er*sie ist noch in Beziehung mit mir und reagiert z. B. weinend oder ängstlich auf eine Trennungsandrohung, entschuldigt sich usw. Lautsein und heftiges Kommunizieren ist hier also eher ein Test, ob noch etwas ist.
Kommunikative Eskalation mit hoher Emotionalität als Beziehungsersatz
Drittens darf man sich fragen, ob das lautstarke und emotionale Kommunizieren, bei dem man sich nicht versteht, etwa ist, wie eine Konfliktspannung, eine emotionale Aktivierung und Aufschaukelung, die als Ersatz dient, für eine bereits verlorengegangene Beziehung oder Emotionalität in der Beziehung. Wo nichts mehr ist – und das merkte man, gäbe es keinen Streit und kein ärgerlich machendes und frustrierendes Missverstehen –, wird versucht Emotionalität über Aneinandervorbeireden und Aufeinander-Wütend-Sein herzustellen. Solcherlei Kommunikation lässt ein Paar Beziehung erleben, als Ersatz für einen bereits eingetretenen Beziehungsverlust.
Dysfunktion eskalierende Kommunikation – Ich will gewinnen – Ich will recht haben!
Mitunter geht es bei kommunikativen Schwierigkeiten und eskalativ dysfunktionaler Kommunikation auch um eine Art Lust am Machtkampf. Man hat das Ziel: Ich möchte gewinnen! Dieses Mal möchte ich das letzte Wort haben. Wieso man das möchte? Die Liste ist vermutlich lang. Die Farge ist letztendlich nur, wie man sich so eine Beziehung, geschweige denn eine Liebesbeziehung vorstellen möchte, in der man miteinander im Wettbewerb steht oder auf Sieg aus ist und schließlich über die*den Partner*in triumphiert? Ist das dann ein stabiler Sieg? Und macht ein solches Siegen beide Partner*inen zu liebevoll zugewandten Liebespartner*innen?
Sympathische Aktivierung – Bedrohungslage und Selbstverteidigungsmodus
Manchmal wird auch beschrieben, dass durch ein emotionales sich miteinander Aufschaukeln, der Teil des Nervensystems aktiviert wird, der für Stress und Bedrohung zuständig ist: Der Sympathikus. Menschen reagieren auf Bedrohungen quasi instinktiv im Flucht-Kampf-Freeze-Modus: Fühlt man sich bedroht, flüchtet man oder vielleicht wird auch mit einem Gegenangriff geantwortet. Oder man friert sozusagen ein und ist in einer Schockstarre. In dieser durch den Sympathikus ausgelösten Stresssituation, so wird gesagt, sei ein differenziertes Eingehen auf Argumente des*der Partner*in und ein Perspektivenwechsel schwerer. Ein rationales Denken, das im präfrontalen Kortex lokalisiert ist, wird weniger möglich bis gehemmt. Eine hohe Emotionalität und Geschwindigkeit des kommunikativen Missmanagements – im Selbstverteidigungsmodus sozusagen – geht zulasten einer Differenzierung.
Über den Autor: Ferdinand Krieg.